In unserem Online-Shop findest du bei allerlei Produkten den Nachhaltigkeitsvermerk ICTI mit dem Zusatz „ethische Lieferkette“. Wenn du es schonmal gesehen hast, hast du dir vielleicht die Frage gestellt: Was bedeutet die Abkürzung ICTI? Die Erklärung findest du in diesem Artikel. Danach weißt du ganz genau, was es mit diesen vier Buchstaben auf sich hat und was du dir unter einer ethischen Lieferkette vorzustellen hast.
Seit Jahrzehnten wacht ein internationaler Spielzeugrat über Lieferketten auf der ganzen Welt
Die Abkürzung ICTI steht für „International Council of Toys Industries“, was auf Deutsch etwa „Internationaler Rat der Spielzeug-Industrien“ bedeutet. Es gibt ihn bereits seit 1975. Es handelt sich dabei um eine gemeinnützige Organisation, in der Spielzeugverbände aus mittlerweile über 20 Ländern vereinigt sind. Sie kümmern sich auf der ganzen Welt um Spielzeug, Spiele und Unterhaltungsmedien für Kinder und Jugendliche. Dabei gibt es vier Hauptziele, die alle Verbände sich gemeinsam gesetzt haben:
- Standards zu etablieren, um die sozialen Rechte und das Wohlbefinden von Fabrikarbeitern zu stärken
- Verantwortungsvolle Standards für die Sicherheit von Spielzeugen zu setzen
- Handelsbarrieren zu eliminieren oder zu überbrücken
- Die soziale Verantwortung innerhalb der gesamten Spielzeugindustrie voranzubringen
Acht Staaten sind von Anfang an im ICTI organisiert
Als das Gremium 1975 gegründet wurde, gab es acht Mitgliedsstaaten: Die USA, das Vereinigte Königreich, Japan, Italien, Hong Kong, Frankreich, Kanada und Deutschland. Die Hauptmotivation für diesen Zusammenschluss war es, bewährte Praktiken in der Entwicklung von Sicherheitsstandards für Spielzeug untereinander zu teilen. So sollte nicht länger jeder sein eigenes Süppchen kochen. Die Idee war, dass jeder der Staaten besser vorankommt, wann man sein Wissen mit anderen teilt. Das kannst du dir wie bei Freunden vorstellen, die sich treffen. Wenn jeder sein Lieblingsspielzeug mitbringt und mit den anderen teilt, haben alle gemeinsam viel größeren Spaß als wenn jeder für sich alleine spielt. Die Mitglieder wollten also voneinander lernen, wie sie die Verfügbarkeit von sicherem Spielzeug in ihren Märkten erhöhen können
Bei Kindern läuft das in der Regel recht ungezwungen ab. Aber es sollte klar sein, dass es so leicht nicht sein kann, wenn Staaten miteinander kooperieren. Da müssen Verträge gemacht und Regeln festgehalten werden. Daher gibt es beim ICTI auch einen Verhaltenskodex und einen Geschäftskodex. Beide existieren seit den 1990er Jahren. Dort beschreibt das Gremium, wie sich die einzelnen Mitglieder zu verhalten haben und alle Mitglieder müssen sich auch daran halten, sonst fliegen sie wieder raus. Wenn einer deiner Freunde deiner Lieblings-Puppe ein Bein ausreißt, würdest du ihn sicher auch beim nächsten Mal nicht mehr einladen.
Auch wenn du bei so einer Angelegenheit vielleicht einen Freund verlieren würdest, könntest du das sicherlich verkraften. Bei der Produktion von Spielzeug steht jedoch deutlich mehr auf dem Spiel. Dabei sind es nicht einmal die finanziellen Faktoren, die normalerweise in der Industrie im Vordergrund stehen. Hier stand nämlich etwas auf dem Spiel, das viel wichtiger ist als Markenreichweite oder Produktqualität. Sogar wichtiger als Geld. Hier geht es um Menschenleben.
Furchtbare Feuer zwangen die gesamte Industrie zum Umdenken
In den 1990er Jahren haben sich nämlich in Asien gleich zwei Tragödien ereignet, die nicht nur der Spielzeugindustrie, sondern der ganzen Welt zeigten, dass es nicht wie bisher weitergehen konnte. Schon damals ließen namhafte Spielzeugmarken wie Mattel oder Disney ihre Produkte in Asien produzieren, um Kosten zu sparen. Allerdings haben sie sich wenig dafür interessiert, unter welchen Voraussetzungen die Herstellung erfolgte. Hauptsache die Qualität war akzeptabel. Das ging so lange gut, bis irgendwann die Katastrophe passierte. In einer Fabrik in Thailands Hauptstadt Bangkok brach 1993 ein Feuer aus, dass als der schlimmste Industriebrand aller Zeiten in die Geschichte einging. Es forderte insgesamt 188 Menschenleben, fast 500 weitere Arbeiter und Arbeiterinnen wurden verletzt. Erst spätere Untersuchungen brachten die unhaltbaren Zustände in der Fabrik ans Tageslicht. Die Fabrik war von Anfang an miserabel geplant und die schlechten Pläne wurden auch nur mangelhaft umgesetzt. So wurden Notausgänge, die in den Plänen eingezeichnet waren, gar nicht erst gebaut. Auch der Feueralarm funktionierte gar nicht, sodass die Beschäftigten von dem Brand komplett überrascht wurden.
Das Ethical Toy Program ist eine Konsequenz aus einer Reihe von Tragödien
Leider war das kein Einzelfall, denn im selben Jahr forderte ein Brand einer Spielzeugfabrik in Shenzhen, China, weitere 250 Todesopfer. Eine Reaktion darauf seitens der Spielzeughersteller war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aufschiebbar. So legten bekannte Marken wie Lego, Hasbro oder Zapf Standards fest, um solche Unfälle in Zukunft zu vermeiden. Produktionsstätten hatten nun strengen Richtlinien zu folgen, um für die Marken produzieren zu dürfen. Aber wie schon gesagt, es liegt nicht im Sinne des ICTI, das jeder Hersteller sein eigenes Ding dreht. So hat man 2002 das Ethical Toy Program ausgearbeitet, dass damals noch unter dem Namen ICTI CARE lief. Im Deutschen bezeichnen wir es als Ethische Lieferkette.
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Die 9 Kernpunkte der Ethischen Lieferkette des ICTI
Bei dem Begriff „Ethik“ geht es immer darum, an welchen Werten sich Menschen bei ihrem Handeln orientieren sollen. Manche dieser Werte sind offensichtlich. Handeln, das zu Feuer und Todesopfern führt, ist zweifellos unethisch. Was aber genau die gewünschten Werte in der Spielzeugherstellung sind, musste man erst einmal allgemeingültig festlegen. Daher hat man im ICTI die folgenden neun Kernpunkte erarbeitet, an die sich alle Mitglieder halten müssen, egal, wo sie ihr Spielzeug produzieren.
- Keine exzessive wöchentlich Arbeitszeit, Überstünden müssen freiwillig sein
- Faire Bezahlung, die sich an gültigen Gesetzen orientiert
- Kinderarbeit ist verboten
- Zwangsarbeit ist verboten
- Keine Diskriminierung
- Arbeiter müssen respektvoll und entsprechend der Menschenwürde behandelt werden
- Arbeiter haben das Recht, sich zusammenzuschließen
- Jeder Arbeiter hat einen Arbeitsvertrag
- Es müssen sichere Arbeitsbedingungen gewährleistet sein, welche die Gesundheit der Beschäftigten nicht aufs Spiel setzen
Wenn eine Fabrik sich an diese Kernpunkte des Ethical Toy Program hält, kann das ICTI ihr ein Zertifikat darüber ausstellen. Davon gibt es drei Varianten, nämlich die Klassen A bis C. Dabei wird unterschiedene, wie hoch die maximale wöchentliche Arbeitszeit ausfällt. Ist die Arbeitszeit gerade noch akzeptabel, erhält man das Zertifikat der Klasse C. Sind die Arbeitszeiten absolut in Ordnung, wird das mit der Zertifizierung Klasse A belohnt.
Welche Auswirkungen hat das Ethical Toy Program?
Nicht umsonst bezieht sich der deutsche Begriff Ethische Lieferkette nicht nur auf einzelne Produktionsstätten, sondern auf die gesamte Produktion vom Rohstoff bis zum Vertrieb des Endproduktes. Denn es wäre ja sinnlos, wenn eine zertifizierte Verarbeitungsstätte alle Regeln einhält, aber die Zulieferer machen können, was sie wollen. Wenn du also in unserem Shop ein Produkt siehst, dass mit dem Nachhaltigkeitsvermerk ICTI (Ethical Toy Program) eingetragen ist, bedeutet das, dass die gesamte Lieferkette zertifiziert ist. Vom Abholzen des Baumes oder Ernten des Stoffs über das Zusammenschrauben oder Vernähen der Materialien gelten dann in der gesamten Produktion die gleichen Maßstäbe. Du kannst dir dann also sicher sein, dass du nachher ein Spielzeug in der Hand hältst, bei deren Herstellung niemand leiden musste oder ausgebeutet wurde.
Auch Tender Leaf Toys ist Teil des Ethical Toy Program - Hier kannst du sicher sein, dass verantwortungsvoll produziert wurde
Nicht immer ist die ICTI Zertifizierung notwendig – es kommt auf den Standort der Herstellung an
Ein fehlendes ICTI Zertifikat bedeutet allerdings nicht, dass die Hersteller gnadenlose Ausbeuter ohne Achtung der Menschenwürde sind. In der EU gibt es beispielsweise viele verschiedene Gesetze, an die sich nicht nur Spielzeugherstellerhalten müssen, sondern für alle Industriezweige verpflichtend sind. Wenn dein Spielzeug also in einem EU-Staat produziert wird, kannst du automatisch davon ausgehen, dass es aus sicheren Fabriken mit akzeptabel behandelten Beschäftigten kommt. Auch andere Staaten wie die USA, Kanada oder das Vereinigte Königreich haben eine Vielzahl von Gesetzen, die Ausbeutung von Beschäftigten verhindern und für ihre Sicherheit sorgen. In vielen asiatischen Ländern sind die Gesetze allerdings eher lasch. Da kann man nicht immer sicher sein, unter welchen Bedingungen die Herstellung der Produkte erfolgt. Für Spielzeuge, die in diesen Ländern produziert werden, ist das ICTI Zertifikat daher eine gute Möglichkeit, dem Käufer die Sicherheit zu geben, dass sein Produkt verantwortungsvoll hergestellt wurde.